Ende April 2024 verbrachten Klaus Peter und ich knapp zwei Wochen in der Ukraine. Klaus unterstützt seit mehr als einem Jahr unser Projekt der sozialen Bäckereien, wollte sich einen Überblick über die Situation in der Ukraine verschaffen und persönlich mit den Menschen vor Ort sprechen. Wir konnten auf unserer knapp 7000 Kilometer langen Reise einmal quer durch die Ukraine, die Auswirkungen unserer verschiedenen Hilfsprojekte in Augenschein nehmen und uns gleichzeitig von der ordentlichen Verwendung Ihrer Spendengelder überzeugen.

Rund 1,5 Tonnen Hilfsgüter, hauptsächlich Medikamente, mediz. Hilfsmittel und Hilfsgüter für ein Tierheim brachten wir zu unserem humanitären ukrainischen Partner, den IHHR nach Rivne und wurden von dort weiterverteilt. In Rivne startete gleichzeitig ein 35 Tonner mit Hilfsgütern für das Soziale-Hilfszentrum im Großraum Nikopol. Wir sollten Tage später zeitgleich mit dem LKW dort ankommen und uns von der unglaublichen Hilfsarbeit der vielen Helfer vor Ort überzeugen. Dieses Hilfszentrum wurde, ein weiteres im Bereich Nord Cherson wird, dank der Unterstützung der Caritas Flüchtlingshilfe und der Caritas Essen, nach Bombardierung und Beschuss durch die russische Armee, wieder aufgebaut. In diesen Gemeindezentren kochen Helfer zweimal in der Woche warme Mahlzeiten für Bedürftige, verteilen unsere Brote und Tüten mit Lebensmitteln für circa drei Tage. Kleidung, eine medizinische Grundversorgung können die Menschen, neben sozialen Zusammenhalt, hier ebenfalls bekommen. Eine Besonderheit hier in diesem Hilfszentrum, ausschließlich aus Spendengeldern wurde ein Brunnen gebohrt, das Grundwasser wird aus der Tiefe gefördert, gefiltert und ist frei zugänglich für die Bewohner der Stadt. Die Stadt als solches ist, wie viele andere Dörfer und Städte seit weit über einem Jahr, ohne Trinkwasser. Die Arbeiten an unserem zweitem Hilfszentrum gehen voran, die Zerstörungen waren jedoch deutlich höher und es liegt noch viel Arbeit vor den freiwilligen Bauteams des IHHR. Neben diesen beiden von DUFE unterstützen Sozialen Hilfszentren verteilt unser ukr. Partner Hilfsgüter über ein Netzwerk von christlichen Gemeinden in der gesamten Ukraine. Die Mitglieder der Gemeinde organisieren die bedarfsgerechte Verteilung der Hilfsgüter und anderer Hilfe. Hilfesuchende, Binnenflüchtlinge, Obdachlose werden registriert, der Bedarf richtet sich und wird nach den Lebensumständen zugeteilt. Menschen, oder Gebiete die nicht über die Gemeindehäuser versorgt werden können, werden von den Freiwilligenteams mit Fahrzeugen angefahren. Die Bäckereien backen vorab hunderte von Broten, warme Mahlzeiten werden vorbereitet und mittels Feldküchen, zusammen mit Hygieneartikeln und anderem Notwendigen zu den Menschen gebracht. Über 1000 Volunteers des IHHR sind an der humanitären Versorgung von Menschen in der Not beteiligt. Spezielle Fahrer bringen die Hilfe in die Dörfer und Städte der direkten Kampfzonen und zu den Verteidigern des Landes. Wir konnten uns selber davon überzeugen, wie gefährlich und notwendig diese Hilfe ist.

Laut UN (Stand Frühjahr 2024) sind knapp 15 Millionen Menschen in der Ukraine von der Hilfe anderer abhängig. 15 Millionen einzelne unvorstellbare Schicksale, verursacht durch einige wenige rückwärtsgewandte machtbesessene Menschen. Nirgendwo anders auf der Welt sind mehr Menschen auf der Flucht, innerhalb der Ukraine knapp 5 Millionen, weltweit 6,5 Millionen Menschen. In 2022/23 flüchteten so viele Menschen wie niemals zuvor auf der Welt. In der Ukraine humanitäre Hilfsarbeit zu leisten und den Wiederaufbau voran zu bringen lässt keine neue Flüchtlingsströme entstehen und bringt Flüchtlinge zurück in Ihre Heimat. Während unserer Fahrt konnten wir uns von den vielen Wiederaufbauprojekten des IHHR überzeugen. Spendengelder werden auch dazu benutzt einzelne Häuser wieder aufzubauen. Dächer, Fenster, ggfls. Türen und größere Mauerteile werden repariert. Die Menschen kommen zurück in ihre Städte und Dörfer, wenn sie ein Dach über dem Kopf haben. Der ukrainische und die vielen europäischen Staaten werden entlastet, die Menschen helfen sich selber vor Ort, füllen ihr Umfeld mit Leben. Wie simpel und effektiv diese Hilfe ist, haben wir vor allem im Raum Cherson/Mykolajiw und Cherson/Dnipropetrovsk sehen können. Hier wurden von unserem ukr.Partner hunderten von Häusern und somit Frauen, Kindern, alten Menschen ein Dach über dem Kopf gegeben. Neben der Zerstörung durch russische Bomben und Artillerie, hat die Sprengung des Kachowka-Staudamms eine weitere Katastrophe ausgelöst. Ungefähr 600 Dörfer, über 800.000 Menschen waren betroffen. Viele 10.000ende Menschen sind seitdem obdachlos. Wir fuhren durch Dörfer, in denen vielleicht noch 10 % der ehemaligen Bewohner leben. Schlamm, Dreck, zerstörte Bausubstanz bis in die erste Etage, zerbombte Ruinen soweit das Auge reicht. Eine ausgetrocknete Landschaft bis zum Horizont, einst der Wasserspeicher für Millionen vom Menschen, eine Lebensader der Ukraine.

In den Medien wird seit 2023 oft nurnoch über militärische Erfolge oder Niederlagen berichtet, einhergehend mit meist überflüssigen politischen Diskussionen. Die über 30 Millionen Ukrianer werden kaum noch beachtet. Seit über zwei Jahren wird die humanitäre Katastrophe täglich schlimmer. Schleichend, unbeobachtet von der breiten Öffentlichkeit. Für uns war diese Reise sehr ernüchternd, über die Dauer eine emotionale Belastung. Kein einziges der unzähligen Gespräche war frei von Ängsten, Leid, Tod, dem Krieg. Die Menschen machen trotz ungewisser Zukunft und den millionenfachen persönlichen traurigen Schicksalen einfach weiter. Einige Eindrücke und Begegnungen werden für immer in unseren Köpfen bleiben. Umso wichtiger sind unsere bestehenden Hilfsprojekte und die unglaublichen Menschen, die jeden Tag ganz besondere Hilfe in der Ukraine leisten. Manche dieser Menschen möchten wir unterstützen. Wir durften viele neue Hilfsansätze kennenlernen, haben unzählige Eindrücke gesammelt und wollen für 2024 einige, unsere Meinung nach nachhaltige und besonders wichtige neue Hilfsprojekte unterstützen. Bilder sagen mehr als tausend Worte, eine kleine Bilderreise veranschaulicht unsere Projekte und Erlebnisse.