Während unserer Hilfsfahrt im April 2024 hatten wir die Gelegenheit verschiedene Einrichtungen zu besuchen, in denen physisch und psychisch verletzte Soldaten behandelt werden. Zehntausende Verteidiger des Landes sind verstümmelt, körperlich so schwer verletzt, dass ein Leben wie zuvor nie mehr möglich sein wird. Gliedmaßen zu ersetzten, lebenserhaltenden Operationen durchzuführen, Blinden das Leben im Alltag beizubringen ist schwierig genug. Die eigentliche Herausforderung liegt jedoch in der Hilfe für hunderttausende von Frauen und Männern, die tagtäglich den Tod, Verstümmelungen, alle Arten von Unmenschlichkeit gesehen haben. Ärzte, Krankenhauspersonal, Rettungskräfte, freiwillige Helfer und die Verteidiger des Landes benötigen Hilfe um die traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. Traumatisierte Personen leben in ihrer eigenen Welt. Kämpfen gegen viel Symptome wie permanente Angstzustände, Panikattacken, Schlafstörungen, Depressionen, oder Aggressionen gegen sich selbst und andere. Dabei sind diese psychisch Kranken in sich gekehrt, mauern nach außen. Ärzte, Psychologen und Außenstehende bekommen kaum Zugang zu den Patienten. Dies erschwert die Therapie, verschlimmert den Zustand.

In einer speziellen Einrichtung für traumatisierte Soldaten und Helfer konnten wir Victoria und Sofia kennenlernen. Vici arbeitet seit 17 Jahren als professionelle Hundetrainerin. Nach Beginn des vollumfänglichen Krieges hat sie sich zunächst um traumatisierte und verletzte Hunde gekümmert. Sofia ist Psychotherapeutin an einer speziellen Klinik für Traumapatienten. Tiere werden überall auf der Welt schon sehr lange als Helfer bei der Therapie von Menschen eingesetzt. Vici begann einige Hunde für die Psychotherapie auszubilden und begleitet seitdem die Therapiestunden von Sofia. Die Hunde mussten lernen nicht nur auf eine Person zu reagieren, sondern für ihren „Job“ auch zeitweise Kommandos von Fremden, den Patienten anzunehmen. Auch der Umgang mit Menschen in Rollstühlen, mit Blinden, oder Verhaltensauffälligen wurde und wird trainiert. Sind bestimmte Voraussetzungen erfüllt, trainieren die Hunde zusammen mit den kranken Menschen.

Wir durften Andriy bei seiner ersten Therapiestunde begleiten. Andriy hat fast zwei Jahre lang gekämpft. Wir möchten uns nicht vorstellen was er alles erlebt hat. Zuletzt war er Kommandant einer kleineren Einheit. Bei seinem letzten Auftrag wurden fast alle seine Kameraden getötet. Nur er und drei weitere Soldaten überlebten schwer verletzt. Er hat sich körperlich nach vielen Operationen zurück ins Leben gekämpft. Lebt seitdem aber in seiner eigenen Gedankenwelt. Macht sich für den Tod seiner Untergebenen verantwortlich, spielt im Kopf immer und immer wieder durch, wie er das Schicksal hätte abwenden können. Der leere Blick ging zu Beginn der Trainingsstunde gegen den Boden. Fast schüchtern und hilflos war er, sichtlich mit der Situation überfordert. „Chilli“ ein 7 Jahre alter Mallinoi lief aufgeregt durch die zusammen gekommenen Menschen, nahm immer wieder Kontakt mit Andriy auf. Vici startete mit einigen Kommandos und Andriy verfolgte den Hund aufmerksam. Die Neugierde Andriys ermöglichte Vici den Mann mit in das Training einzubeziehen und nach wenigen Minuten trainierten alle zusammen. Auffällig war der übertriebene Befehlston gegenüber dem Hund. Es war offensichtlich, welch innerliche Schlacht dieser Mann kämpfte und in den lauten, teils aggressiven Kommandos herausbrach. Sofia erzählte uns später, sie hat Andriy noch nie so interessiert und so langanhaltend fokussiert erlebt, noch nie hatte er zuvor seine innere Aggression herausgelassen, sie konnte das erste Mal überhaupt einige unbeschwerte Worte mit Andriy wechseln.

Oleksandr, ein hochdekorierter Soldat, der viele besonders schwierige Einsätze miterlebt hat, war der zweite Patient für Chilli an diesem Tag. Er kam freudestrahlend mit einem breiten Grinsen in seinem Rollstuhl angefahren. Oleksandr war uns gegenüber sehr aufgeschlossen, vor allem aber voller Tatendrang endlich mit Chilli trainieren zu dürfen. Sofia hat über die Therapiestunden mit den Hunden einen sehr guten Zugang zu ihm gefunden, beide haben ein Vertrauensverhältnis aufgebaut und die Traumatherapie verläuft dank der Hunde sehr gut. Oleksandrs größter Wunsch ist es, zurück im normalen Leben einen eigenen Hund zu trainieren.

Die „Arbeit“ für Chilli war an diesem Tag getan, mehr als zwei Mal 30 Minuten täglich schaffen Hunde und Menschen nicht. Bisher hat Vici 5 Hunde für die Therapie mit traumatisierten Menschen ausgebildet. Die Hunde haben alle ihre eigenen Schicksale, kommen meist aus Tierheimen, oder wurden direkt von Freiwilligen gerettet. Sie sind verlassen worden, weil die ehemalige Familie geflüchtet ist, oder die ehemaligen Besitzer durch den Krieg gestorben sind. Viele Tiere in der Ukraine leben monatelang herrenlos, ohne Versorgung in den umkämpften Städten und Dörfern. Teilweise krank, unterernährt, minder-, oder schwerstverletzt. Mittelfristig möchte Vici weitere Hunde und Trainer/-innen ausbilden und so möglichst viele Menschen und Hunde zusammenbringen, vor allem aber zusammen mit Sofia und anderen Therapeuten vielen schwersttraumatisierten Patienten helfen. Wenn die Voraussetzungen stimmen, sollen auch Hunde und ehemalige Therapieteilnehmer zusammenbleiben dürfen. Eine Win / Win Situation für alle Beteiligten, für Vici viel Arbeit und eine große Herausforderung. Wir wollen unsererseits unterstützen. Da der behutsame Umgang mit den Hunden unabdingbar ist, geht es uns nicht darum möglichst viele Hunde auszubilden, sondern um die Voraussetzungen für eine professionellere Arbeit zu schaffen. Vici arbeitet hauptberuflich als Hundetrainerin und Hundepsychologin, leistet die Arbeit mit den traumatisierten Menschen seit über einem Jahr ehrenamtlich. Langfristig gibt es viele Möglichkeiten dieses tolle Projekt für Menschen und Tiere weiter zu entwickeln, alles hängt von weiteren Unterstützern und Paten für dieses Projekt ab. Mit einem kleinen monatlichen Betrag können Sie Hund und Mensch helfen.

WIR SUCHEN PATEN, die die monatlichen Unterhaltskosten für die einzelnen Hunde für ein Jahr übernehmen. Dies bedeutet, Sie versichern verbindlich die vorher genau benannten Kosten jeden Monat, oder mit einer Einmalzahlung zu begleichen. Eine halbe Patenschaft ist möglich, wir, oder vielleicht Sie, suchen dann einen weiteren Paten für diesen Hund. Eine aktuelle Übersicht welchen Bedarf die einzelnen Therapiehunde haben und wie Sie dieses Projekt darüber hinaus unterstützen können, finden Sie auf unserer Internetseite. Bitte sprechen Sie uns bei Interesse an!